On Tour  Obertoggenburg / Thur

Das Gewässer

Die Thur, in dem Teilstück zwischen Wildhaus und Ebnat, ist ein klassisches Forellengebiet. Wir haben in diesen zwei Tagen ausschliesslich Bachforellen gefangen. Die Breite des Baches ist zwischen 3m und 20m. Normalerweise Schnapsklar. Vorsicht ist bei Gewitter geboten. In die Thur fliessen überall Seitenbäche herein, was die Thur innert kurzer Zeit, vom harmlosen Bach in einen reissenden Fluss verwandelt. Es hat Schluchten, bei denen man bei einem schnellen Aufstieg des Wasserpegels nicht mehr wegkommt. Bitte vor dem Fischen, die allgemeine Wetterlage beachten, und dann die entsprechenden Gebiete abfischt. Die Fischerlizenz erhält man ganz einfach beim Fischereiverein Obertoggenburg. Einfach bei der angegebenen Telefonnummer die Karte reservieren. Sie wird dann in einem Briefkasten deponiert, und kann dort abgeholt werden. Den entsprechenden Betrag legt man in den Briefkasten. Fertig.

In diversen Hotels werden auch Karten abgegeben. Soviel ich weis, kann man mit den Karten nur einen Teil des Reviers befischen. Diese Angabe allerdings ohne Gewähr.

 

Abgegeben werden nur 2-Tages Karten (50 CHF) und 30-Tageskarten (150 CHF) abgegeben. Für ein Gewässer mit 25 km Länge und mit einer Vielseitigkeit vom Bächlein (Seitenbäche dürfen auch befischt werden) bis zum breiten Bach, ist der Preis mehr als fair. Die 2-Tages Karte hat uns dazu animiert, im Reviergebiet zu Übernachten. 

Die Unterkunft

Mein Ziel war es, eine einfache, günstige und zentral gelegene Unterkunft zu finden. Da in Nesslau ein Irisches Volksfest war, und die Hotels alle mit den Bands belegt waren, verwies mich ein Hotelier nach Unterwasser, etwas weiter hinten im Tal. Meine Wahl fiel auf das Hotel Post in Unterwasser. Eine einfache Unterkunft, Zimmer/Frühstück 63 CHF bis 72 CHF je nach Grösse des Zimmers. Die Zimmer waren absolut in Ordnung. Wir wollten ja fischen, und nicht Ferien machen. Das Frühstück war auch absolut in Ordnung. Am Freitag trafen wir uns nach dem Fischen um etwa 20:00h, zum Abendessen. Kochen kann der Chef, da gibt es aber gar nichts zu meckern.

 

Für alle, die mit einem Wohnmobil anreisen hat es extra ein Wohnmobil/Wohnwagen Abstellplatz mit Wasser und Stromanschluss.

Die Fischerei

Vier Bisse für ein Halleluja

 

 

Ich hatte geplant, mit meinen Aufseher Kollegen einen Fischertag zu machen. Aus dem Tag wurden gleich zwei, weil man in diesem Revier nur eine 2-Tageskarte beziehen kann. Vom meinen neun Aufsehern konnten leider vier nicht kommen. Dafür habe ich noch Markus mitgenommen, der im Jahr 2017 den Aufseher Kurs absolvieren wird, und dann Aufseher in unserem Verein wird. Bruno musste am Freitagabend nach dem Nachtessen wieder nach Hause fahren, und Ron konnte erst am Freitag zum Nachtessen zu uns stossen.

Also fischten am Freitag, Bruno mit Markus, Paul M. mit mir, und Heinz ging alleine auf Tour.

Paul und Ich hatten einen Parkplatz direkt am Wasser gefunden. Etwas versteckt, und am Anfang einer wunderschönen Fischerstrecke. Also zogen wir unsere Wathosen an. Beim Anziehen bemerkte Ich, dass in dem Pool (wie waren nur einige Meter oberhalb eines Staudamms) immer wieder kleine Ringe auf der Wasseroberfläche zu sehen waren.

Vorsichtig schlichen wir ans Wasser. Ich hatte mich entschieden, mit der Rehhaar zu fischen und war gerade daran, meine Fliege ans Vorfach zu knüpfen, da zappelte die Forelle schon am Hacken von Paul. Eine wunderschöne Forelle mit knapp 25cm Länge. Das fing ja schon mal gut an.

Wir befischten den Pool noch eine Weile, jedoch ohne Erfolg. Danach begaben wir uns Bach aufwärts Richtung Schlucht.

Paul lief linkes Ufer, ich rechtes Ufer, nachdem ich den Bach überquert hatte. Nach ein paar Würfen in die Pools und zwischendurch auch mal einen in den Lauf, Biss bei mir der erste Fisch, und schon war er wieder weg. Paul hatte mir zugesehen, und schaute auch ganz verdutzt. Das Ganze ging so schnell, dass mein mechanisches Gehirn keine Chance hatte, Befehle an meine Arme zu geben, um anzuschlagen.

Ich probierte, mich voll auf die nächsten Bisse zu konzentrieren. Chancenlos. Die waren brutal schnell. Es beruhigte mich ein bisschen, dass es Paul nicht besser ergangen war.

Als wir das halbe Tal nach hinten gelaufen waren, wurde das Wasser plötzlich so richtig milchig.

 

Ich kannte das von letzter Woche, als ich an der Schwarzach war. Dort war es Schmelzwasser. Das ist hier fast unmöglich, weil die Berge nicht ganz so hoch sind. Die Fische fanden das auch nicht sehr lustig, und bissen nicht mehr. Paul hatte noch zwei mit der Nymphe. Aber die hacken sich ja fast von alleine bei der Nymphe.

Wir beschlossen, die Schlucht wieder nach unten zu verlassen, denn es war schon bald Mittagszeit.

Wir fuhren ca. 3 Km bergauf nach Stein, wo wir im Restaurant Ochsen mit den anderen abgemacht hatten. Wir erzählten von unserem milchigen Wasser. Die anderen staunten und sagten uns, dass sie oberhalb Stein gefischt hatten, und das Wasser glasklar bis am Schluss gewesen war.

 

Heinz, der am Morgen noch nicht gefischt hatte, sondern sich das Revier angesehen hatte und Fotos gemacht hatte, klärte uns auf. Ein paar hundert Meter unterhalb von unserem Restaurant waren Arbeiter mit einem Bagger in der Thur, und hatten einen Beipass gelegt. Dort wühlte das Wasser die Schicht auf und färbte sich milchigweiss.

Nach dem Essen fuhren wir erst die Wiss Thur hoch. Ein normalerweise stattlicher Nebenbach. Was wir antrafen war ein winziges Rinnsal. Es hatte überall sehr wenig Wasser. Ich war vor einem Monat hier oben, und habe das ganze vorsondiert. Da hatte es noch gut doppelt so viel Wasser wie jetzt.

Also wieder hinunter an die Thur, um oberhalb der Baggerstrecke zu Fischen. Wir mussten nicht lange fahren, bis wir eine wunderschöne Strecke mit gutem Einstieg fanden. Ich montierte wieder die Rehhaar, denn auf die sind die Fische ja gegangen, einfach viel zu schnell.

Und wie es aufgehört hatte vor dem Mittag, so ging es weiter. Zwei Bisse, aber viel zu schnell. Jetzt begann ich an mir zu zweifeln. Liegt es an mir, an der Rute, am Vorfach, an meiner Präsentation der Fliege???

Endlich. 15:04h der erste Fisch gehackt und gelandet. Halleluja. Eine kleine Bachforelle, kaum grösser als meine Hand. Aber gelandet. Jetzt konnte ich den ersten Fisch schonend zurücksetzen.

Und jetzt weis ich es endgültig. Fischen findet nicht nur im oder auf dem Wasser statt. Nein, auch im Kopf. Mit einer Blockade kann man nicht richtig Fischen. Durch den eigenen Erfolgszwang werden die Würfe nicht so wie sie sein sollten. Die Konzentration lässt immer mehr nach. Und von der Reaktion spreche ich schon gar nicht. Von da an fing ich die Fische, als wäre es die einfachste Sache der Welt. Die zwei Fehlbisse waren im Verhältnis zu den 10 bis 15 Fische die ich landen durfte Peanuts.

Paul und Ich befischten noch zwei andere Strecken, bevor wir beschlossen, weiter unten unser Glück zu probieren. Unterhalb der Baggerstrecke war die Thur jetzt braun gefärbt. Das hiess für uns, der Baggerfahrer hatte den Beipass wieder zugemacht und den normalen Verlauf geöffnet. Jetzt mussten wir noch weiter nach unten, denn in den Staubereich der Staumauern würden sich die Segmente senken.

Das Problem an der ganzen Übung war, dass man keine Parkplätze findet. Die Bauern haben alle Stellen mit Viehdraht abgeriegelt. Ich kann mir gut vorstellen, dass bei heissen Temperaturen die Thur von Badegästen nur so überrannt wird. Deshalb verstehe ich die ganze Sache auch.

Wie es der Zufall will (wir wollten schon aufgeben) kamen wir an eine Strasse, die zur Thur führte und kein Fahrverbot war. Die Strasse war asphaltiert und hatte sogar auf einer Seite Kandelaber. So unwichtig kann diese Strasse nicht sein, sagte ich zu Paul, als wir hinunterfuhren. Unten angekommen war eine alte Holzbrücke, die über die Thur führte, und befahrbar ist. Zum Parkieren war auch Platz vorhanden.

Riesengrosse Pools waren unter der Brücke. Das liessen wir uns nicht entgehen. Wir schnappten unsere Ruten. Paul fand eine fix montierte Eisenleiten, über die wir ans Wasser gelangten.

Dort fischten wir noch eine gute Stunde, bis wir uns auf den Weg zum Rest. Post machten, um dort Ron zu treffen und wir dann alle gemeinsam das verdiente Nachtessen zu uns nahmen.

Nach dem Morgenessen fischten, Ron und Markus, Paul und Ich. Heinz ging wieder alleine auf Pirsch.

Wir gingen an den Ort, oberhalb der Staumauer vom Freitag. Diesmal war das Wasser nicht mehr milchig. Ich fing hier und da Fische. Keine Riesen, aber schön gezeichnet waren alle.

Die Schlucht war eine Sackgasse. Ein grosser Wasserfall versperrte uns den Weg um weiter zu kommen. Auf beiden Seiten haushohe Felswände. Schon sehr eindrücklich das Ganze.

Oberhalb des Wasserfalls wäre es eventuell wieder flacher geworden. Aber unsere Ortskenntnisse konnten das nur erahnen.

Wir liefen zufrieden die Schlucht herunter, packten unsere Sachen ins Auto. Nach einem weiteren gemeinsamen Mittagessen, verabschiedeten wir uns von den anderen und fuhren nach Hause.

Mein Fazit zum Gewässer

Die Thur ist jederzeit eine Reise wert. Dass wir eher kleine Fische gefangen haben, könnte mit den sehr tiefen Wasserstand zu tun haben. Ich kann mir auch vorstellen, dass der Sommer 2015 dem Bestand der Thur sehr geschadet hat. Auch haben wir nur einen sehr kleinen Teil vom ganzen Revier gesehen.

Man sieht schon vereinzelt grosse Fische. Aber die zu fangen? Dafür muss ich wohl noch ein paar Tage an der Thur fischen gehen. Extrem schnell sind sie auch, was ich ja schon öfters erwähnt habe.

 

 

Nach einer Reisezeit von 1,5 Stunden (von mir zu Hause) ist man in einer wunderschönen Natur, umrahmt von hohen Bergen. Die Preise für die Fischerei, wie auch für das Essen und die Übernachtung sind sehr fair. Wenn man schon zwei Tage fischen geht, sollte man das wohl nicht an den Wochenenden machen. Badegäste, aber auch zahlreiche Fischer finden den Weg an den Wochenenden ans Wasser.

 

 

 

Tight Lines

 

Röbi