On Tour / Breg ( DE)

Das Gewässer

Die Breg ist ein typischer Schwarzwaldbach. Glasklar und wunderschön. Die Breg bildet die Quelle der Donau. Bis Donaueschingen heisst der Bach/Fluss Breg. Ab Donaueschingen heisst der Fluss dann Donau.


Die Fische

Der Hauptfisch in der Breg bei Vöhrenbach ist ganz klar die Bachforelle. Wunderschön gezeichnet, kerngesund und am Haken sehr kraftvoll. ich habe von 10 cm bis 61 cm alles gefangen. Mehr dazu in meinem Reisebericht.


Liebe auf den ersten Biss

 

 

Nach 1,25 Stunden Autofahrt kam ich im Bernreutehof Steinhäusle an. Eine kleine Pension mit zwei Wohnungen, in denen je max. 4 Personen übernachten können.

Begrüsst wurde ich von Frau Heini, einer sehr aufgestellten und fröhlichen Dame im geschätzten Alter von 50++. Unkompliziert bat sie mich in ihre Stube, wo wir an einem grossen Holztisch Platz nahmen. Sie erklärte mir, wie das ganze hier ablaufe, gab mir noch einige Tipps zum Gewässer, und schickte mich ans Wasser zum Fischen.

Im Revier vom Steinhäusle ist Fly Only, natürlich ohne Wiederhaken und Catch & Relase. Das Revier befindet sich zwischen zwei Kleinwasserkraftwerken, die es einfach machen, die Reviergrenzen zu bestimmen.

Ich bezog schnell meine Unterkunft, zog meine Wathosen an, nahm meine 7,6 Fuss Rute und begab mich Richtung Gewässer. Nach ca. 300 Metern stand ich auf einer kleinen Holzbrücke, die über die Breg führt. Glasklares Wasser, mittelgrosse Steine, Büsche und Bäume und jede Menge Unterschlupfmöglichkeiten für die Fische. Dass diese Fischerei nicht einfach wird, wurde mir beim Anblick des Gewässers klar. Tiefe Rollwürfe und Indianerfischen war also angesagt.

Ich beschloss, noch einige hundert Meter Bach abwärts zu laufen, um dann diese schöne Strecke zu befischen.

Bei dem Zusammenfluss von Unterwasser Kraftwerk und Umgehungsgewässer wagte ich den Einstieg, um das Umgehungsgewässer abzufischen. Kaum richtig im Wasser, sah ich auch schon die ersten kleinen Ringe. Ich montierte meine CDC "Müggli" Fliege und nach einer halben Stunde zappelte die erste Bachforelle an meinem Haken.

Ein wunderbarer Fisch, sehr schön gezeichnet, kerngesund und für die Grösse von ca. 25cm schon recht kräftig.

Es ging so weiter, und ich konnte Bachforellen zwischen 20 cm und 40 cm fangen.

Um 11:30 h erreichte ich einen Pool. 30m lang, 5 m breit und ca. 1,20 m tief. Da fiel mir ein, was Frau Heini mir über einen Pool erzählt hat, keine 50 m von meiner Pension entfernt, und das es dort wirklich grosse Forellen hat, die aber schwer zu fangen seien.

 

 

Vor diesem Pool stand ich nun. In etwa 15 bis 20 Meter Entfernung sah ich einen grossen Ring, gefolgt von einem Fischrücken. Das ganze unter einem Baum. Distanz vom Wasser zum Baum, geschätzte 2,5 Meter. Jetzt wurde ich langsam nervös. Ich wollte nichts dem Zufall überlassen und montierte ein neues CDC Müggli. Schnell noch ein Blick zurück, den Rückraum kontrollieren. Alles frei, kein Baum der mich bei meinem Rückwurf behindern könnte. Der erste Wurf. Nichts geschah. Ist die Beisslust etwa schon vorbei? Also probierte ich es noch einmal. Beim dritten Versuch ein Biss.

Abartig!!! Als hätte ich bei einem U-Boot angehängt. Meine 7,6 Fuss Rute wurde mal so richtig durchgebogen. Was für eine Kraft.

Behutsam drillte ich sie immer näher. 61 cm!!! Mein persöhnlicher Rekord in einem Bach. Ganz dunkel und ohne jegliche Fehler. Der perfekte Fisch .

Als mein Adrenalinspiegel wieder gesunken war, fischte ich weiter. Ich merkte schnell, dass es Beisszeiten gibt, und solche bei denen gar nichts mehr geht. Am besten ist es von 10:30h bis ca. 12:30 , von 16:00h bis ca. 17:30h und auf den Abendsprung. 

 

Am nächsten Morgen sass ich bereits um 8:00h bei Frau Heini in der Stube am grossen Tisch beim Morgenessen. Frau Heini berichtete mir, das heute Morgen 3 Deutsche kommen würden, die schon seit einigen Jahren immer wieder zum Fischen kommen.

Als ich wieder in meine Wohnung ging, sass der erste bereits auf dem Bänkli vor der Wohnung.

Sein Name sei Holger, er komme aus der Nähe von Nürnberg und komme seit 4 Jahren hier her zum Fischen. Ich schätzte ihn Mitte 50, ruhig und gut gebildet.

Ich sagte ihm, dass ich jetzt fischen gehe, und wir uns nach dem Mittagessen wieder sehen. Ich erklärte ihm noch, wo ich fischen werde, packte meine Ausrüstung und ging.

Ich beschloss vom Grossen Pool her aufwärts bis an die Reviergrenze zu Fischen. Es erwarteten mich wieder ein paar sehr interessante Abschnitte. Bei einem Wurzelunterstand wartete ich einige Zeit. Ich war mir sicher, hier musste eine grosse Forelle stehen. Ich befischte den Abschnitt sehr vorsichtig, immer in der Erwartung, dass der Biss jetzt kommt.

Nichts!!!

Auch nach mehreren sauberen Präsentationen und kleinen Pausen dazwischen wurde ich nicht belohnt. Als ich mich entschloss, eine neue Fliege zu montieren, passierte etwas. Genau aus diesem Unterschlupf, den ich zuvor befischt hatte, schwamm eine schöne Forelle 50+ hervor. Sie schwamm auf mich zu, etwa einen Meter an mir vorbei und verschwand am anderen Ufer unter einem Baumstrunk. Als hätte sie mir zeigen wollen, wer hier im Gewässer der Chef sei. Und ob ich das Gefühl hätte, sie sei einfach so gross geworden.

Von diesen 50+ Forellen habe ich einige gesehen. An Orten, an denen ich sie niemals vermutet hätte. An Stellen die kaum tiefer als 20cm gewesen waren, schwamm mir beim heraufwaten eine solche entgegen. Was mir wieder einmal zeigte, dass man auch an Orten abfischen soll, an denen man gar nichts erwartet.

Ich fischte bis ca. 13:00h, ging Mittagessen und danach wieder in die Wohnung. Inzwischen waren die beiden anderen Deutschen angekommen. Wulf aus Freiburg, ca. 60jährig, seit dem Studium regelmässig bei Frau Heini und Günter, etwa 50, wohnt gerade im Norden von Deutschland, und hatte 10 Stunden Autofahrt hinter sich. Die drei treffen sich seit Jahren etwa 3 bis 4 Mal im Jahr, um miteinander zu Fischen und gemütlich miteinander zu Plaudern. Drei wirklich gemütliche Zeitgenossen, die ich hier angetroffen hatte. Sie waren mir vom ersten Augenblick an sehr sympatisch.

Beim gemeinsamen Nachtessen bei Frau Heini, erzählte ich, wie ich Fische, und was ich die letzten zwei Tage erlebt habe. Bei einem Weissbier erzählten sie von vergangenen Zeiten. Und wäre Wulf nicht auf die Idee gekommen, gemeinsam auf den Abendsprung zu gehen, hätte ich wohl etwas früher als geplant ins Bett gehen müssen.

Gesagt getan. Also zog ich wieder meine Wathose an, stieg ins Auto, und folgte den dreien bis an das untere Ende des Reviers.

Wir parkierten die Autos direkt am Bach. Da wir uns hier etwa 300 Meter oberhalb des kleinen Stauwehres befanden, war die Breg doch schon 20 Meter breit und ca. 60cm tief. Die Strömung war nicht sehr stark, so dass ein Überqueren der Breg gut möglich war. Die drei Deutschen waren nicht so die Watfischer. Wulf zog seine Watstrümpfe (so nennen sie die Beinlinge) an, holte seine "Holz isch heimelig" Bambusrute hervor und stellte sich auf der anderen Seite auf dem Damm auf. Bei der aufkommenden Dämmerung, beobachtete ich Wulf, wie er mit seinem grossen Strohut und der umgehängten, hellbraunen Hardy Ledertasche seine Holzrute durch die Luft schwang. Grosse Loops, lange Wege. Wie mitten bei den Dreharbeiten von " A River Runs Through It / Aus der Mitte entspringt ein Fluss" .

Günter fischte etwas weiter oben. Auch bei ihm dauerte es nicht lange, und der erste Fisch zappelte am Haken. Ich fischte noch immer mit CDC, und war auch recht erfolgreich damit. Auf einmal war ich von vielen, etwa 5cm grossen Eintagsfliegen umgeben. Ich stand mitten in einem Schlupf. Das Licht reichte gerade noch, um meine Rehhaar Sedge zu montieren. Und dann platschte es rund um mich, dass ich gar nicht richtig wusste, welchen Fisch ich nun anwerfen soll.

Im Schein des Mondes sah man die Fliegen, wie kleine Helikopter auf etwa 2 Meter über dem Wasser stehen. Dazwischen meine Sedge auf dem Weg zum nächsten Fisch. Ein wirklich sehr eindrückliches Schauspiel.

Als wir wegen der Dunkelheit fast nichts mehr sahen, beschlossen wir zurück in die Pension zu fahren.

Überglücklich von dem was ich gerade erlebt hatte, zog ich mich schnell um. Draussen warteten die anderen drei bereits mit einem Whisky (den ich dankend ablehnte), und einem Glas Rotwein, bei dem ich nicht wiederstehen konnte.

Fliegenfischer sind überall gemütliche Leute, egal woher sie kommen.

 

Mein dritter Tag begann wieder mit dem Frühstück bei Frau Heini. Danach wurden alle Schulden beglichen. Ich verabschiedete und bedankte mich bei Frau Heini für die freundliche Bewirtung. Bei Holger, Wulf und Günter bedankte ich mich, dass sie

ich gestern mitgenommen haben. Alleine wäre ich so spät nicht mehr in so tiefes Wasser gegangen, und hätte auch nicht gewusst, dass es im unteren Bereich einen so tollen Abendsprung gibt.

 

Was mir auch klar wurde, dass viele Angler vom Steinhäusle gar nicht diese Indianerfischerei betreiben. Deshalb hatte es in dem oberen Revierabschnitt auch so viele und von allen grössen Fische.

Ich fischte noch bis ca. 13:00h, danach ging ich Essen und fuhr nach Hause. um 17:00h hatte ich leider der nächste Termin in der Schweiz.

Mein Fazit zur Breg

 

Ich hatte drei wirklich tolle Tage. Das Wetter, das Wasser, die Fische, die Unterkunft und auch meine neuen Deutschen Freunde. Alles passte sehr gut zusammen.

Das Werfen ist wegen den knappen Platzverhältnissen recht schwierig, dafür verzeihen einem die Fische auch eine nicht ganz so perfekte Präsentation.

Wer eine Partymeile sucht, ist da völlig fehl am Platz.

Wer es gemütlich und sehr unkompliziert haben will, und das zu einem mehr als fairen Preis, der ist bei der Familie Heini gut aufgehoben.

Wer die Natur respektiert und die Fische vorsichtig und als heikles Lebewesen behandelt, der sollte sich einmal eine Auszeit an der Breg gönnen.

Ich verstehe, dass es Stammgäste gibt, die seit mehr als 40 Jahren  jedes Jahr zu der Familie Heini kommen, zum Fliegenfischen.

 

Ich hoffe der schöne Platz auf Erden bleibt uns noch eine lange Zeit so gesund und intakt erhalten.

 

Tight Lines

 

Röbi